Aussehen und Beschreibung
Lat. Name: |
Caridina japonica (multidentata) |
Dt. Name: |
Amanogarnele |
Herkunft: |
küstennahe Flüsse in Japan und auch Ostküste von Taiwan |
Größe: |
Männchen: 30 mm Weibchen: 50 mm |
Verhalten: |
sehr friedliche Art, die auch untereinander keinerlei Agressionen zeigt |
Alter: |
bis zu 5 Jahre |
Anatomie und 'Funktionsweise' einer Amanogarnele
Die Anatomie, d.h. also der Körperaufbau, ist bei einer Garnele im Allgemeinen
doch um einiges umfangreicher als man zuerst glauben mag. Zur Rechten sieht man eine Grafik, welche dies veranschaulichen soll.
Die Außenhaut besteht wie bei allen Krebstieren aus Chitin und wird
im Laufe des Lebens mehrfach gewechselt, da diese beim Wachstum der Tiere nicht mitwächst. I.d.R. wachsen Garnelen ihr ganzes Leben lang und
so kommt es auch bei 'ausgewachsenen' Alttieren in regelmäßigen Abständen immer wieder zur Häutung. Die inneren Organe
befinden sich im Kopfbereich und nur der Darm geht durch den Hinterleib (ähnlich einer Wirbelsäule) zur Unterseite bis kurz vor den
Schwanz. Gefressen wird mit den vier kleinen Borstenscheren. Nahezu unaufhörlich wird Nahrung damit zum Mundorgan befördert. Zur
Fortbewegung dienen die insgesamt sechs Schreitbeinchen, sowie die an der Unterseite des Hinterleibes gelegenen fünf Schwimmbeinpaare, die die
Garnelen zu erstaunlich guten Schwimmern machen. Besonders das zweite, verlängerte Antennenpaar weht dabei anmutig im 'Fahrtwind'. Die Weibchen
haben die Eierstöcke im Nackenbereich. Dort bildet sich der Laichansatz und reifen die Eier heran (oftmals gut zu erkennen an einem dunklen
Nackenfleck). Wenn die Eier reif sind häutet sich das Weibchen und gibt Pheromone (Sexuallockstoffe) ans Wasser ab. Angelockt durch diese
flitzen die geschlechtsreifen Männchen auf der Suche nach dem Weibchen durch das Becken. Dies wird als Paarungsschwimmen bezeichnet. Nachdem
Samenpakete an dessen Geschlechtsöffnung abgegeben wurden, presst das Weibchen die Eier aus dem Leib, wobei sie befruchtet werden und heftet
sie zwischen die Schwimmbeine. Dort reifen sie ca. 4 - 5 Wochen und schließlich schlüpfen sehr kleine frei im Wasser treibende Larven,
die mit der Strömung ins Meer gelangen. Dort entwickeln sie sich in weiteren 4 - 5 Wochen zu fertigen Garnelen, die wiederum zurück in die
Flüsse wandern. Insgesamt also eine höchst bemerkenswerte Tiergattung!
Echte, oder unechte Amanogarnele?Das linke Bild zeigt die 'echte' Amanogarnele mit langem Rostrum, das Rechte
wahrscheinlich eine Unterart mit kurzem Rostrum.
Leider kommt hier wohl für den Einen oder Anderen die Ernüchterung, das er
vielleicht gar nicht Pfleger der 'echten' Amanogarnele ist. Es soll nämlich eine Unterart aus Taiwan geben, welche sich angeblich im
Süßwasser vermehrt. Die Betonung liegt hier auf
soll, denn bisher glauben wir noch nicht daran. Sie soll mit Caridina
japonica (multidentata) artverwandt sein und auf den ersten Blick auch identisch aussehen. Eventuell handelt es sich um Caridina japonica (multidentata) sikokuensis, die
bisher allerdings nur von Fundorten aus küstennahen Gebieten in Japan bekannt ist, was eigentlich darauf hindeutet das deren Larven auch
ins Meer gespült werden, oder es ist eine weitere Unterart, die in der Literatur noch gar nicht beschrieben wurde.
Die Unterart aus Taiwan soll sich wie gesagt im Süßwasser vermehren, gehört
aber auch dem primitiven Fortpflanzungstyp an. Damit wäre sie wohl deutlich günstiger zu bekommen, da sie mit weniger Aufwand
gezüchtet werden könnte und dürfte somit längst den Weg nach Deutschland gefunden haben, wenn sie nicht sogar schon in
den meisten Aquaristikgeschäften zu finden ist und dort als Amanogarnele verkauft wird. Immer vorausgesetzt dass es diese Art überhaupt
gibt.
Einziger Nachteil soll sein, dass sie nicht so aktiv Algen abweidet. Das
bisher deutlichste Unterscheidungsmerkmal soll das, im Vergleich zur 'echten' Amanogarnele, kurze Rostrum (Nase zwischen den Augen) sein. Einziges
Merkmal kann dies aber nicht sein, denn wir haben auch 'Kurznasen' und diese bereits erfolgreich in Salzwasser nachgezogen. Das mit den Nasen wird
auf der Seite von Andreas Karge ( Webseite leider nicht mehr verfügbar ) ausführlicher beschrieben. Wir
empfehlen ohnehin sich auf seiner Seite einmal gründlich umzuschauen. Andreas arbeitet mikroskopisch an diesem Thema, aber leider fehlen
ihm zur genaueren Untersuchung und Artenbestimmung ausreichend Tiere, die nachweislich im Süßwasser gezogen wurden, um gesicherte
Ergebnisse liefern zu können…. Komisch eigentlich, denn wenn es diese Art wirklich gibt, warum tauchen diese Tiere und Berichte über
deren erfolgreiche Nachzucht im Süßwasser nirgends auf?
Um in dieser
Sache weiter zu kommen, haben wir weder Kosten noch Mühen gescheut und uns wieder mal ein weiteres Aquarium angeschafft. Später haben
wir dann einige dieser 'pseudo'-Amanos bestellt. Es gibt ja einen Händler aus Duisburg der, lobenswerter Weise ganz offen sagt, dass es
sich nicht um die 'echten' Caridina japonicas (multidentata) handelt. Dort wird sie 'Hybrid-Amano' oder 'Neocaridina sp. (Amano-Typ)' genannt. Ein Mitarbeiter
meinte am Telefon, es wären Amanos die von Züchtern mit einer anderen Art gekreuzt wurden und deshalb könne man diese auch im
Süßwasser vermehren, in ihrem Katalog heißt es wiederum, dass es sich um eine Artverwandte der Caridina japonica (multidentata) handelt.
Nach einigen Tagen kamen dann 10 Stk. der 'Pseudoamanos' an, wobei eine den Weg nicht
überlebt hatte und eine andere die kommenden 24 Std. auch nicht schaffte. So waren es also nur noch 8 Stk. die sich dann aber recht schnell
eingelebt haben. Zu erkennen waren anfangs nur Männchen, das hat unsere Hoffnung auf Versuche mit dem Nachwuchs natürlich erstmal
gedämpft, aber obwohl sie schon recht groß waren, hofften wir es würde sich schon noch ein Weibchen rausbilden.
Nach einigen Wochen entwickelte sich dann tatsächlich bei einem Tier Laichansatz,
obwohl dies keinerlei Strichzeichnung aufweist, was ja bei den echten Amanos als Geschlechtsmerkmal zählt, aber vielleicht kommt das noch.
Nach ca. 4 Wochen wanderten die Eier dann zwischen die Schwimmbeine, das ist nun ein paar Tage her... wir berichten natürlich weiter und
dann wollen wir doch mal sehen, ob es mit deren Nachwuchs wirklich im Süßwasser klappt. Skeptisch sind wir vor allem auch, weil sich
wie schon gesagt alle bisher in der Literatur nachgewiesenen Fundorte in direkter Küstennähe befinden.
Wir beobachten übrigens eine gewisse Trägheit der gesamten Truppe, selbst wenn gefüttert wird,
sind die Tiere nicht annähernd so agil wie unsere 'echten' Caridina japonica (multidentata). Das würde sich auch mit der Aussage decken, dass sie
nicht so gut Algen abweiden, 'Faulpelze' schaffen halt das Tagespensum nicht.
Nachtrag:Nun haben wir sie seit Monaten und bisher gab es nur zweimal eiertragende Weibchen. Einmal konnten wir wenige
Larven entdecken, die waren aber bereits nach zwei Tagen verschwunden... Seitdem tut sich gar nichts mehr und die Gruppe ist genauso träge
wie zu Anfang.
Geschlechtsunterschiede
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Eine nicht immer ganz einfach zu klärende Frage und auch wir haben bei manchen Tieren da so unsere Schwierigkeiten. Zweifelsfrei erkennt
man natürlich die Geschlechtsunterschiede daran, dass die Weibchen diejenigen sind, die die Eier mit sich herumtragen... Aber nun mal wieder
im Ernst! Bis zur Geschlechtsreife mit ca. 4 bis 5 Monaten erkennt man keinen Unterschied. Danach werden die Weibchen insgesamt etwas
größer und wirken fülliger als die Männchen. Auch haben die Weibchen im Vergleich zu den Männchen größere
Bauchtaschen unter dem Hinterleib, sowie einen weiter nach unten gezogenen Carapax (Panzerschild des Kopfes). Beim Männchen verläuft
dieser im unteren Bereich in relativ gerader Form, beim Weibchen ist er mehr nach unten gewölbt. Je älter die Tiere werden, desto deutlich
treten die Geschlechtsmerkmale hervor. Ein Klick auf das kleine Bild rechts soll Euch bei der Geschlechtsbestimmung Eurer Tiere helfen, denn wer auf
Nachwuchs hoffen möchte, muss natürlich beide Geschlechter bei sich beherbergen...